Alte Radios sind ein Job für die Müllabfuhr? Von wegen. Roland Most macht Miniaturwelten für Autoliebhaber aus ihnen. Und was für welche. Da stehen stolze Oldtimer in staubigen Werkstätten und Hot-Rod-Skelette inmitten malerischer Präriekulisse. Nicht zu vergessen die Vespa vor dem Eingang eines Tanzcafés. Wie man all das in so ein ausrangiertes Radio bekommt und vor allem auf so eine Idee kommt? Wir haben den Künstler gefragt.
Wie Roland Most auf die Idee kam, Modellautos in alte Radios zu stellen
Alles begann mit einer Krippe, die Roland Most für seine kleine Tochter baute. Diese und ihre Nachfolger weckten so viel Begeisterung im Bekanntenkreis, dass das Krippenbauen für den Niederbayern zu einer Nebenbeschäftigung wurde. Allerdings waren klassische Hirten-Esel-Ochse-Konstellationen dem Tüftler schnell zu langweilig. Lieber versuchte er sich an eigenen Varianten, zum Beispiel einer bayerischen Krippe mit zünftigen Bierbänken oder einer abgefahrenen Variante im Back-to-the-Future–Stil.
Dann kam der Moment, als Roland Most ein Modellauto neben die Krippe stellte und merkte: „Der Maßstab ist ideal“. Das war der Anfang seiner “Karriere” als Dioramenbauer (“Diorama” = nach hinten gebautes Schaubild).
Oldtimer-Stillleben mit dem Staub der Straße
Mittlerweile hat Roland Most einen ganzen Fuhrpark an Dioramen gebaut. In der Regel entstehen diese in alten Radios oder Fernsehern, manchmal muss eine Weinkiste oder ein Küchenkästchen herhalten. Alt sind nicht nur die Gehäuse. Die meisten in Szene gesetzten Fahrzeuge sehen so aus, als hätten sie ein paar Tausend Meilen auf staubigen Highways oder verwinkelten Bergstraßen zurückgelegt. „Mir gefällt es einfach besser, wenn sie mit Patina rumstehen“, bekennt der Künstler, der die Modellautos nach dem Kauf erst einmal auf alt trimmt und ihnen in mühsamer Kleinarbeit eine ordentliche Schicht Ruß verpasst.
Dabei liebt es Most, seine Schauwelten mit kleinen Details anzureichern. So hängen vor dem Tanzcafe 50er-Jahre-Plakate von Conny und Peter, auf der Hebebühne in der Werkstatt steht eine leere Bierflasche und auf der Motorhaube liegt ein Bündel Playboys, die irgendjemand achtlos dort abgelegt hat.
Den Instrumenten nach zu urteilen, die dort oft rumstehen, probt außerdem in Mosts Werkstätten die eine oder andere Rock’n’Roll Band.
Einen 3D-Drucker oder anderen komplizierten Schnickschnack braucht der Künstler für solche Details nicht. Schließlich lässt sich ein Schweißgerät aus einem Stück Holz basteln und ein Miniaturgrill ganz leicht aus einer Überraschungs-Ei-Hülle und einer alten CD – oder?
Beliebt als Hochzeitsgeschenk
Noch ist das Dioramenbauen für Roland Most “nur” eine Nebenbeschäftigung, die vielleicht mal einen Urlaub einbringt. Das liegt sicher auch daran, dass der Künstler die Preise für seine Mini-Kunstwerke mit Modellautos im fairen Rahmen hält. Die Nachfrage jedenfalls brummt. Vor allem als Geschenk zum Geburtstag oder zur Hochzeit sind die Oldtimer-Welten beliebt. Der Verkehrsminister war auch schon da und hat sein eigenes Diorama in Auftrag gegeben.